Tierrechte in Zeiten der Krise: wegweisende Spuren auf Abwegen erkennen

E-Reader: Gruppe Messel, Jahrgang 6, Nr. 7, Mai 2024, ISSN 2700-6905, Edition Farangis: Jahrgang 6, 2024, Heft 7 ; https://d-nb.info/1328504212/34

Viele meinen, dass in Zeiten, in denen Krisen in der Gesellschaft, in der sie sich befinden oder als Teil dessen sie sich definieren, zunehmend stärker in den Vordergrund ihres Alltags rücken – also Zeiten, in denen die eigene soziale und die allgemeine politische Sicherheit und Stabilität bedroht ist, insbesondere Tiere, und deren Rechte und Problematiken, nicht im Vordergrund täglicher Erwägungen stehen könnten.

Es erscheint Menschen so, und dies wird auch auf subtiler Weise durch den speziesistischen, tierobjektifizierenden Status quo allgemein suggeriert, dass Tierfragen außen vor sind, und das ‚sich-befassen‘, das ‚sich-in-Relation-setzen‘ ihrer in Tierbezug stehenden Belange, überhaupt nicht zu kontextualisieren sei mit denjenigen Krisen, die Menschen – die Mehrheit – um sich herum in wenn auch verschiedener Weise mittragen.

Wenn Menschen in kriegerische Konflikte miteinander eintreten oder diese einseitig beginnen und die angegriffene Seite sich wehren muss, ist die Lebensweise und sind die Rollen und Zuweisungen, die Problematiken welche Tiere umgeben, nicht mit dem zwischenmenschlichen Großgeschehen in konstruktiver Weise zu kontextualisieren, sondern Tiere werden zum Privatthema für die einen und zum weiter annihilierbaren Leben für die anderen: Als diejenige menschlich ausgeübte Annihilierung, die unter Menschen als nicht strafbar und nicht zu ahnden abgehandelt wird.

Dass genau die Bewertung von Tieren in Terminologien-der-Objektifizierung ihre Objektifizierung im gesellschaftlichen Diskursen weiter einzementiert, wird auch von vielen Tierrechtler:innen vergessen.

Wie politisiert man die Tierfrage in Zeiten, in denen der zwischenmenschliche Konflikt die Tierfragen ins Unsichtbare drängt? Die Ursache für das Anthropozän insgesamt ist zum größten Teil dem Umstand geschuldet, dass Menschen, von jeher vermutlich, ihren Belangen die Belange des nichtmenschlichen Raumes opferten. Genau diese tiefenpsychologische Handlung vollzieht sich in einer Gemeinschaft in den Gemeinwesen wieder, wenn Konflikt für Mehrheiten bedeutet, ihre gemeinschaftlichen Zerstörungsfeldzüge weiter aufrechtzuhalten, während sie mit ihren innermenschlichen Konflikten ‚zurecht befasst sind‘ oder meinen zu seien.

Zu begreifen, dass ein Krieg aufhören muss – der ewig scheint, während andere Kriege periodisch und zyklisch sich wiederholen müssen, weil Menschen eben ihr Konfliktpotenzial nicht überwinden können mit dem bloßen Glauben an ihre unantastbare Vernunftbegabung, von dem sich faktisch wenig substantiiert im Gesamtkontext – scheint keine Option zu sein.

Mit Händen und Füßen wehrt man sich gegen ein fundamentales Umdenken und gegen ein Neudenken über alte Fehler und altes Unrecht.

Das Versäumnis die Tierfrage in vernünftiger Weise mit der Umweltfrage zusammenzubringen, die Versäumnisse in der Umweltfrage selbst, die ewige Überbewertung des Gemeinschaftlichen, statt des einzelnen Menschen als Handlungstragendem – d.h. gesellschaftlich verschleppte Schieflagen, die Einzelne entmachten und Massenphänomene als politisch relevante Instanz fördern (was schließlich eher eine konsequentielle Frage wäre), vor allen Dingen Eckpfeiler, die sich um solch eine Gemengelage festmachen lassen – sorgen für den Stillstand um die alte sich stets widerholende Konfliktlage des Menschseins in seinem eigens gestalteten Plural.

Gestaltest du selber und nimmst dir in der Tat heraus, aus den festen Zyklen typisch menschlicher Konfliktgeschehen zumindest im Geiste herauszutreten, wenn es Dir auch physisch nicht möglich ist, dann entdeckst du zahlreiche Menschen, denen Du Anerkennung gegenüber bringen könntest und mit denen Du Dich in der Zielsetzung gemein tuen könntest, die an einer parallelen Realität zimmern und eine parallele Realität von Grund auf am manifestieren sind.

Letztendlich bleibt es Dir zu entscheiden, ob Du neue Wege in die Gesellschaft und das Menschsein als Gemeinwesen mit einbringen willst, über Kreativität, über Diskurse, über Dein Ich-Sein und Deine eigenen Widerstände, denen Du Ausdruck verleihen kannst. So wie andere Menschen Fakten schaffen um Dich herum, und damit ihre persönlichen Narrative, in ihren Perspektiven und Geschichten mit einbeschlossen, hineinziehen, so bleibt auch Dir der Handlungspeilraum, für Deinen eigenen Beitrag für die Wichtigkeit von Entscheidungsfreiheit etc. mit einzustehen.

In Zeiten der Krisen ist es also besonders wichtig an Parallelwelten zu bauen, an Welten, die durch Destruktivität dauerhaft verunmöglicht scheinen, die aber in jeder einzelnen Tat und in jedem Gegenzug ihr fundamentales Potenzial beweisen, genau durch die Ferne zur zerstörerischen geschaffenen Realität.

Umso weiter weg Tierrechte zu sein scheinen, umso unrealistischer das philosophische Anthropozän das Tierdenken, die Tierweisheit, das Animal Sapiens in den Bereich der Irrelevanz stieß, umso deutlicher hätte für uns alle werden müssen, welche Gegensätzlichkeit sich hier in Wirklichkeit auftut.

Es hat sich niemals einfach darum gehandelt einem Beiwerk-einer-Wahrheit zu Bedeutsamkeit, als den Appendix menschlicher In-Anspruch-Stellungen auf Erkenntnis-Totalität zu verhelfen, sondern Wahrheit ist tatsächlich radikal evasiv für Menschen. Und genau das sehen wir nicht in der Theorie über das biologische oder irdische Sein abgebildet, sondern in der Faktizität, wie Menschen sich zur Verschiedenheit in der Welt positionieren.

Den Kampf gegen die Tierheit hat man existenziell erklärt. Der Kampf von Menschen unter Menschen ist häufig zweitfolge der allgemeinen Unvernunft. Wenn wir glauben wollen, dass diese Konflikte gespeist wären aus alten wertvollen Wahrheiten, aus alten moralischen Schismen, so endet dieser Glaube mit der schlussendlichen Erkenntnis, dass Menschen sich genau als konfliktstiftend in einer Haltung der Unvernunft zur Welt an sich befinden möchten.

Wenn wir uns nun also allein von tagesrelevanten Themen leiten lassen, darüber wer Sieger und wer Verlierer ist oder sein muss, wer schuld sei und wer recht habe, und uns dabei aber innerhalb dieses besonderen und sehr eingegrenzten Binärs in der Fragestellung über Richtig und Falsch bewegen, dann fehlt uns der Wille unser eigenes Menschsein mit demjenigen auf Vernunftsebene zu verbinden, was den Raum jenseits dieser Ereignisse ausmacht.

Wir begeben uns nicht jenseits unserer sozialen, politischen, philosophischen Grenzen, die allesamt dort enden, wo kein Schauspiel mehr stattfinden kann, welches Zerrbilder erzeugt – und welches mit genau diesen Zerrbildern immer wieder zur Quelle schier endloser sinnzerstörender Konflikte wird.

Der einzige Krieg und Konflikt für den es sich lohnen würde ihn nicht direkt als Sackgasse begreifen zu müssen, wäre der Konflikt, der Wahrnimmt, statt der, der die Wahrnehmung der Welt in die Redundanz versucht zu treiben.

Die Frage ist natürlich, was ist sinnvoll als Gegenmaßnahme gegen sinnlose vom Wichtigen ablenkende Konflikte, und wie kann man auf Konflikte als bloße Strategie der Verlängerung von Ignoranz gegenüber konstruktiver Veränderung hinweisen?

Woraus setzt sich das Gewebe und die augenscheinliche erratische Funktionsweise zusammen, die den Status quo bildet, und so bildet, dass jegliches Einwirken als nutzlos und als sich im luftleeren Raum befindend zurückgespiegelt „muss“?

Die Suggestion über Themen sowie der Glaube an Konstrukte und Konstruktsolidität (die überhaupt nicht existieren, sondern lediglich eher vordergründig interpretierbar gewesen sein könnten) müssen durch eine genaue Betrachtung und kritischem Vorbehalt enttarnt werden, wenn sie eine schädigende, bösartige allgemeine Haltung im Punkt der Mitwelt vermitteln wollen. Man kann bei Menschen nicht voraussetzen, dass sie ein positives Interesse an der Mitwelt haben müssen, mit der Vorgeschichte, die uns vermeintlich einen soll.

Gerade an der Umweltbewegung sehen wir immer wieder wie wenig Interesse diejenigen Menschen, die geleitet durch ein scheinbares Ideal des menschlichen Eigennutzes für Umweltthemen zu kämpfen scheinen, daran zeigen, sich mit der eigentlich von Grund auf sonderbar destruktiven Haltung des normalen Menschen auseinanderzusetzen, der die menschliche Welt mit bestimmten Attributen und imaginärem Wert auskleidet in seinen Seinsartikulationen, während er die nichtmenschliche Mitwelt mit einer dazu in besonderem Kontrast stehenden Form der Folgerangigkeit und Sekundarität einkleidet.

Der ganze Kanon, der ganze Grundton der Kollektivität als dem, was als Norm bestimmt wird, setzt sich zusammen aus Haltungen, die einiges in Verbindungen setzten und an anderer Stelle ein Nichts vermuten.

Dieser Kanon, bestehend aus sich in seiner Spanne und Reichweite windenden individuellen Narrativen, soll aber maßbeglich sein, wie ein ungeschriebenes aber unumstößliches Gesetz darüber, was sein darf und was nicht, an dem Punkt, an dem menschliche Kontraktualismen überhaupt nicht mal mehr irgendeinen hilfreichen Sinn ergeben könnten.

Die Ablenkung von Konflikten, durch die mehr oder weniger gezielte Hinlenkung zu innermenschlichen Konflikten

Obgleich man die komplizierte Wahrheit der Welt als Ganzes genommen, nicht als Ganzes fassen kann, so erkennt man doch in den Teilaspekten zu welchem Ganzen sich diese Teile zusammenfügen. Der Fokussierpunt auf sämtliche durch das philosophische Anthropozän hindurchwirkenden Fehldenkweisen im Punkte Mitwelt und Bezugnahme (konstruktiv) unter dem Gesichtspunkt der Neudeklinierung des „Menschseins“, lässt auch auf die Gegenwart gänzlich andere Schlüsse zu, zwingt zur Abweichungen und Kritik und gibt auch Grund zur Hoffnung, dass fundamental Neues in ethisch korrigierter Fassung für zumindest einzelne Vertreter der Gattung Homo sapiens realisierbar ist.

Dass sich genau dies nicht in einer dem-entgegengesetzten-Welt in für jeden akzeptabler Weise als eine Wahrheit beweisen lassen muss, liegt auf der Hand.

Tierfreunden ist klar Tierrechte, wie essentiell es ist, sich nicht auf die unsäglichen innermenschlichen Konflikte in einer Form einzulassen, welche die Tierfragen instrumentalisiert, indem sie diese sekundarisiert.

Sämtliche Probleme, die dem Faunazid sowie dem Ökozid zuzuordnen sind, entstammen den gleichen > zerstörerischen Stratagemen, die in direkter oder indirekter Weise in Verbindung stehen müssen, mit einer Art „Urkonflikt“, der gewissen Grundprinzipien von „Sein“ gilt, und welche insofern auch gleichermaßen menschliches Leben als Opfer menschlicher Zerstörung von Sein anbetreffen.

Die introspektiven Perspektivwahlen „in Menschen“, psychisch, denkerisch, logisch, emotiv, bringen über den kulturell-kommunikativen Bereich die ureigenen Gedanken, so auch Stratageme, zum Ausdruck, die sich bestenfalls als geschaffene Ordnungssystemen manifestieren sollen, als vermutlich unvermeidliches Abbild dessen.

Die Gesellschaft nicht als eine bloße und unbewegliche Wahrheit-des-Kulturstiftenden zu verstehen, sondern das Gesamtgefüge und das für sich genommene Zusammenwirken einzelner Impulse, und somit auch Individuierungen, führt zu einem anderen Endpunkt sowie Ausgangpunkt in der Anschauung über Ursachen, Effekte und vermutliche Folgemöglichkeiten im Gesamtheitskontext.

Die Art wie menschliche Konflikte sich auf die Tierrechtsbewegung – genommen nicht als eine Bewegung in einem starren kulturellen System, sondern in diesem weitgefassten Raum, niederschlagen, scheinen schier endlos zu sein und sein zu können.

Ich kann in der ganzen Gemengelage hundertmal die Folgen von Viktimisierung (und konkreten Viktimisierungen) zeigen. Der Konflikt steigert sich entweder ins Unendliche oder die Ohnmacht obsiegt.

Reelle Bausteine, aus denen der soziale und damit auch der politische Raum sich zusammensetzt, können allein einen Schutzraum formulieren. Das heißt auch die Konkretisierung von Recht als Schutz kann nur vorangetrieben werden in allen die Gesellschaft betreffenden Bereichen, als Instanz, die Veränderung in sich erzeugt. Die Lamentation und das Beklagen über die Missstände sollte zum Werkzeug der Kritik werden und nicht auf irgendeine Milde hoffen und Ähnliches. Diesen Punkt müsste man natürlich nochmal genauer schildern.

Selbst ein Anspruch auf Diskursbeherrschung, muss sich am Gegenständlichen ausrichten. Die Konflikte die im diskursiven Bereich gegenwärtig dominieren, sind sehr auf Rede und Gegenrede, als ostentativen Gegenbehauptungen und Gegenpositionierungen ausgerichtet. Der Gegenstandsbezug verläuft sich dabei zumeist und die Themen verschwinden, die Substanz verschwindet in Kommunikationen über Werte und wahrgenommenen und somit bemerkbar attestierten Begebenheiten und Sachverhaltskonstellationen.

Der Krieg den Menschen kämpfen, bewegt sich völlig im Imperativ, indem das Wichtigste, was der Mensch sich in Übereinkunft, wenn auch relativer, geschaffen hat, Opfer seines eigenen Angriffes wird. Der verbal-inhaltliche Kampf drumherum, vor-nach-während dieser im Hoheitsgebiet begrenzten Eigenkonfrontationen des Menschen und der menschlichen Großgruppen, findet nicht im Vakuum statt, auch wenn diese Großgemeinwesen sich in eigene Bezüge zum Gesamtsein setzten möchten.

Die Relation, die tatsächliche Bedingtheit ihres Seins im Zusammenhang mit anderem Sein, entzieht sich den Diskursmächtigen. Die sich im Abseits dieser großen als valide anerkannten Standpunkte befindenden menschlichen Standpunkte müssten diejenigen sein, die potenziell eine freiere Bezugnahme wählen und ausdrücken können. Dabei müssen sie aber den Weg zum Emanzipativen in ihrer Eigenpositionierung uns somit Ausrichtung finden.

Bezugnahme ist auch für den Einzelnen so schwer wie eine wirkliche Meinungsbildung – weil diese verbunden ist mit einer breiten Perspektivwahl, die eben nicht nur die Interessen bedient, die in der menschlichen Gesellschaft sanktioniert und gefördert werden.

Die breite Perspektivwahl ist durch die epistemischen, die wissensgeschichtlichen Übereinkünfte tatsächlich fortwährend von der ‚Auslöschung durch die Mehrheiten im Individuum‘ bedroht.

Der innovative Tierrechtsverfechtende muss gerade imstande sein um ein eigenes Bild über Tiere, Menschen, das Sein, die Welt, alles zu entwickeln, alles, was er vorfindet, neu zu denken und Dinge unterscheiden zu können, sonst wird er oder sie seinen politischen Einsatz für die Tierfreunde lediglich in „anthropogen-geprägter“ Fassung nur als in der Oberfläche korrigierte Fortsetzung betreiben können.

Indem „die Gesellschaft“ Menschen in die großen punktuell geführten Diskussionen und sozialen Konzeptionswege in der Form einfügt, indem soziale Zwänge und sozialer Druck wie eine Mühle arbeiten sollen, in dem Zuge wird der falsche Eindruck erweckt, dass der Einzelne keine Wahl hätte um ausweichen zu können und auf andere Weise Dinge in das soziale und somit vermeintlich „maßgebliche“ Gefüge mit einzubringen, die seine eigenen abweichenden Gedanken abbilden.

Es ist aber logisch, dass die Kluft zwischen > ethischem Anspruchsdenken und dazu in Abweichung stehender Realität sich stetig, gemessen am Gesamtgeschehen, in Abgleich bringen muss, selbst wenn selektiv versucht wird eine Ethik für jeden Zweck so zu konzipieren, dass dadurch die Bereiche ausgeschlossen sind, für die man seine ethischen Wertesysteme auch nicht primär erdacht hat.

Manche Leute haben andere ethische Konstrukte ersonnen, von denen deren Umwelt keine Notiz genommen hat. Der Filter wird immer wieder so angelegt, dass die Annahme als gültig anerkannt zu werden scheint, dass umso größer die Übereinkunft, sprich um so mehr Leute sich einig zu sein scheinen in einer menschlichen größeren Gruppe, umso richtiger die Aussage. Was natürlich falsch ist.

Wahrheitsfindung kann, wie wir wissen, genau diametral zu menschlicher Erkenntnis als Großgruppenereignis stattfinden. Wahrheit als Phänomen ist genau weil sie so universeller Natur ist, so völlig unabhängig von gewollter Übereinkunft und Konspiration. Das Einzige was sich feststellen lässt, ist dass die Erkenntnis über die Grenze des Manipulativen eine immer wiederkehrende sehr hoch geschätzte Beobachtung war, die in faszinierenden Schilderung in Märchen- und Mythenform ihre wohlwollende Überlieferung finden konnte, wenngleich der Gehalt und die Wirksamkeit dieses Überlieferungsprozesses [selbst!] sich im gleichen Zuge auch nur Einigen und Einzelnen in voller Breite erschließen konnte.

Moralvorstellung und Narrativ ist im Kleinen genau das, was sich in seiner Kopplung an Wahrheitsfindungsfragen auch in den abstrakten und als besonders erhaben vermeintlichst sachlichst geführten Auseinandersetzungen finden lässt. Mir ist bis heute nicht klar, was die Furcht vor moralischer Tiefe tatsächlich in Menschen ausdrückt. Moralisches Abwägen kann eigentlich immer nur wie ein Sicherungssystem in sich funktionieren. Die Ausrichtung an die Frage von Wertfindung in Kopplung an urteilende Empathie eignet sich selbstverständlich nicht für die skrupellose und rücksichtslose radikale Bevorzugung des Menschen durch den Menschen aufgrund von fragwürdigen Kriterien, sie würde sogar dazu führen, dass die Frage nach Moral und Werten einen reellen Bezug in der Welt finden würden und moralische Fragen auch gleichermaßen nicht entkoppelt und somit missbraucht werden könnten.

Aber es scheint, dass Menschen lieber die gleichen Privilegien wünschen, selbst wenn der Preis dafür ist, dass Wertvorstellung nun auch arbiträr gebildet werden können, vermeintlich. Bis die Realität einen wieder und wieder mit der breitest-vorstellbaren Perspektivmöglichkeit einholt.

Nachsatz:

Um den Kreis an dieser Stelle zu schließen und zurückkehrend zur Frage, wie man der Tierrechtsfrage in Zeiten menschlicher Großkrisen oder größerer Krisen in einer adäquaten Weise zivilgesellschaftlich als Bürgerin/Bürger begegnen kann muss man nochmal zurückkehren zu den Möglichkeiten von Selbstwirksamkeit, wenn man diese als den „ursozialen Baustoff“ betrachtet, der zum einen > über die Möglichkeiten verfügt seine Bezugnahme zur Mitwelt auf Füße der Vernunft zu stellen, und zum anderen > den Übergangspunkt bildet, an dem  > Bezugnahme, Wahrnehmung und Kenntnisentwicklung in Zusammenhang mit dem „Menschsein“ in der Gesellschaft und in der Welt überhaupt ihren Sinn finden müssen.

Die eigene Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit befindet sich immer im Zeitgeschehen, und damit auch mit innerhalb – sei es als Randnotiz oder auch in kaum beschriebener Form – der Narrative, die andere Menschen in ihre Geschichtsbücher hinzuschreiben werden.

Hier zu unterscheiden zwischen nötigen Handlungen zum Selbstschutz und Möglichkeiten des Fremdschutzes für Dritte > nämlich der Mitwelt > zu erwirken – und das vor allem auch als langfristiges und fundamentales Ziel zur Erlangung eines besser geschulten Gerechtigkeitsverständnisses – (sowie die Unterscheidung in dem was wir als Alltagsgeschichte bezeichnen können und die Unterscheidung bei Konflikte-allein-steigernden-Interventionen-in-Handlungsgeschehnissen), ist vermutlich der Punkt an dem sich die Geister scheiden werden. Und die eine Seite wird aus solch einer Perspektive gesehen „ihre Skripte weiter nach gehabten Schwerpunkten verfassen“, während die andere Seite in „Abweichung“ und damit „mit den Lücken in den Geschichten das Unverhoffte doch noch reinstalliert als eine logische Konsequenz aus dem Ganzen“.

Es bleibt dabei, dass von dem einzig erfassbaren und somit überhaupt kalkulierbaren Blickpunkt die Geschichten-eines-Ganzen oder die Geschichte-des-Ganzen sich immer nur als Geschichte-des-Einzelnen oder Geschichten-der-Einzelnen darstellt und wir auch nur an dieser Stelle unsere volle Verantwortung unter Beweis stellen können und müssen.

 

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