Die Erfahrungsebene gerecht betrachten
Einige Leute, die ihre Probleme mit denen von Tieren vergleichen, gehen davon aus, dass ihre Analogievergleiche der Spezifik des Unrechts, das an Tieren und der Tierwelt durch Menschen begangen wird, gerecht wird.
Sie betreiben sie ihre Leidensvergleiche aber nicht wirklich in einem Grundmaß an überzeugender Konsequenz, oder würden sie wirklich behaupten wollen, das alles das, was mit Tieren durch Menschen geschieht (Tierobjektifizierung, Speziesismen …) real mit ihren menschlich-internen -Ismen zu vergleichen wäre, ohne dabei sowohl die Konkretheiten sowie die Gesamtlagerung der tierlichen Problematiken zu übersehen?
Konstellationen und Zusammenhänge sind offensichtlich anders gelagert wenn Menschen Menschen abwerten, ausgrenzen oder/und aus ihren Reihen ausgrenzend „entmenschlichen“. Die „Entmenschlichung“ spielt sich innerhalb menschlicher Gesellschaften und menschlicher Interaktionsräume ab, und muss vor dem Hintergrund der Menschheitsgeschichte und den soziologischen Zusammenhängen, die unter Menschen, Kulturen, menschlichen Gruppen wirksam sind, betrachtet werden. Die politischen Herangehensweisen für gemeinsame Lösungsfindungen zu innermenschlichen Konflikten, werden eine andere Perspektivität als Ausgangspunkt wählen müssen.
Faktisch gesehen ist es unserer Meinung nach etwas unsensibel zu glauben, der Sache der Tiere wäre durch Analogievergleiche problemlos geholfen,
indem man
das Leid, die Unterdrückung, … , die Menschen durch Menschen erfahren,
mit dem Leid, der menschlichen Unterdrückung von Tieren > die gesamtkontextuell vor allem eine erstmal ganz grundsätzliche Negation durch die Menschheit erfahren >
nicht allein vergleicht oder in Bezug setzt,
sondern indem man zwei unterschiedlich politisch-ethische Problematiken und die daraus resultierenden Katastrophen für die Betroffenen,
als „gleichartig“ zu verwechseln droht.
Wir sollten uns ohne einen viel zu groben Rekurs auf die beklagenswerte Kette menschlicher -Ismen klarmachen können, was es wirklich für Tiere und für uns bedeutet, wenn Tiere eben in ganz benennbarer, spezifischer Weise durch Menschen vollständig und fortdauernd per Definition objektifiziert werden und wurden.
Eine konservativer Analogismus ist, dass viele Leute allgemeinhin meinen, der Vergleich „Wir werden ‚wie Tiere‘ behandelt“ oder „dieser Mensch ist so grausam ‚wie ein Tier‘/sowas machen ‚nur Tiere‘“ immer nach Bedarf verwendet werden kann, um dem Kriterium von ‚Menschlichkeit‘ ein Negativum von ‚Tierlichkeit‘ und ‚Tiersein‘ entgegenzusetzen. Der konservative Analogismus beinhaltet, die tatsächliche Situation und das Interesse der Tiere in irgendeiner Form auszublenden.
Was aber nun die fortschrittlichere Seite anbetrifft: Bei einer intersubjektiveren und gerechteren Herangehensweise, sollte eine pauschale Aussage wie: „wir teilen das gleiche Leid“ erstmal in seiner Begründung genauer hinterfragt werden. Als ausreichende Solidaritätsbekundung würden wir solch eine Aussage nicht betrachten. Denn: Wenn wir uns auf eine gerechtere Ebene begeben, würde menschliche Intersubjektivität mit Tieren gerade bedeuten, dass Menschen dazu in der Lage sind, Dinge wirklich in Relation zu setzen und so den Bann der Diskriminierung zu brechen – indem die Situation des Gegenübers (der tierlichen Opfer/von Tieren als Betroffene menschlicher Destruktivität) in diesem Fall wirklich als weitaus schwerwiegender geartet für den Menschen verständlich wird.
Wie kann ein Mensch davon ausgehen, dass die konkreten Dinge, die mit Tieren von Menschen gemacht werden, für Tiere eine geringere Tragweite hätte, als wenn das Gleiche Menschen geschähe?
Wenn ich mich vergleiche mit Tieren, quasi intersubjektiv, und dann aber zu dem Schluss komme, wir erleben unter Menschen in dieser menschenbestimmten Welt das Gleiche, dann ist das schlichtweg Tieren gegenüber nicht gerecht und bildet die reellen Geschehnisse und die reelle uns bekannte Geschichte nicht ab.
Und ob eine Intersubjektivität, die so viel Diskrepanzen beinhaltet, ein optimaler Weg der Annäherung ist, und es da noch etliche andere und vielleicht klarsichtigere Wege gibt, möchten wir an dieser Stelle als Frage in der Raum stellen.
Eine Antwort auf „Die Erfahrungsebene gerecht betrachten“
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