Waldschutz und Antijagd (1)

Waldschutz:

indem man noch mehr Gründe findet, Tieren ihr Recht auf ihr Habitat abzusprechen?

Klar ist das logisch: Faunazide und Ökozide sind doch nötig zur Selbsterhaltung dieses Systems Stärkerer und Wissender.

Anthropogene Masse ersetzt die für sie obsolete Natur, die der Mensch glaubenssatzartig zur Instrumentalisierung freigibt.

Nur wer gibt ihm das Recht – Zerstörende als Schutzmächte?

Tierrechte, Messel group

Waldschutz als Fortschreibung der Zerstörung

Entwurf 25.09.25

Tierrechte Messel

Wenn heute von „Waldschutz“ gesprochen wird, bedeutet das für die Gesellschaft und ihre Ideen von Fortschritt und Planmäßigkeit auch: Wild erschießen, um Bäume zu retten. Wälder mussten zuerst zerstört werden – gerodet, fragmentiert, industrialisiert –, damit der Mensch als Kollektiv und Herrschaftsprinzip folglich sein eigenes Klimaopfer beklagen kann. Dass man den Wald nicht begriffen haben sollte, dass seine Zerstörung nicht einfach eine Störung in einer kompensierbaren Kausalität bedeutet, sondern komplexeste Zusammenhänge bestehen zwischen all den Konstituenten, die wir als unseren Oikos zusammenfassen oder als „die Natur“, die wir ja für ausbeutbar halten, ist kaum zu glauben. Nun gut.

Nach zu viel Zerstörung, gilt es nun wieder, das „Zuviel“ an Dysregulation in „der Natur“, wieder zu regulieren: Der Faunazid ist somit auch Teil der Forstmaßnahme – damit der Wald, den man niemals Wald sein lässt, nicht komplett für einen verloren geht, als Quelle wertvoller „Rohstoffe“ und eben zum Erhalt der lebenserhaltenden „Ressourcen“, wie Luft/Sauerstoff, Wasser/Trinkwasser).

Ökozid wird zur unerlässlichen Strategie der Stabilisierung der Wege, wie Menschen sich organisieren möchten. Und es ist dabei, in Zeiten der spürbaren fatalen Folgen eines zivilisatorischen Handelns auf Kosten des nichtmenschlichen Raums, die immer gleiche Logik: Zerstören, Beklagen, Regulieren – und nochmal zerstören. Das dann alles im Namen des menschlichen Primats.

Linke Bewegungen sind davon auch nicht frei, auch wenn sie vorgeben erstmal Raum und Grundlage für vieles zu bieten durch eine offenere Gesellschaft, so stoßen wir hier auch hier auf neue Engen und neue feste Denkmuster, die etliche Fragen weder zulassen noch überhaupt zu stellen bereit sind.

Alle sprechen von Umwelt und Ökologie, als wären diese nicht Mitwelt, der wir auf gleicher Augenhöhe begegnen sollten. Im Hintergrund leitet das Phantomdenken über die Welt die Legitimation zur Nutzbarmachung, und die Realität interessiert eher nicht > Was in linken Kreisen die naturwissenschaftliche Habhaftmachung entseelter Materie ist, ist den Konservativen eines Gottes Schöpfung, die der Mensch zu seinem Wohle nutzen sollte. Obgleich alles auf der Hand läge (da, wie ein Mystiker einst sagte, wir alle die gleiche Welt sehen und dies uns verantwortlich für dieses Sein von allem und für unser Einbringen in diese reale Welt macht), wird das Weltbild zurechtgedreht und zurechtgeschraubt, damit irgendein unglaublicher und grausamer Status Quo erhalten bleiben kann.

Sie alle sprechen von Ressourcen, sie alle haben ein Problem mit nichtmenschlichen Subjekten und objektifizieren Tiere. Tiere und Wälder erscheinen als Bestandteile eines ökologischen Systems, das für die Selbsterhaltung des Menschen „funktionieren“ soll. Das steht ganz praktisch immer im Vordergrund. Und sei es zur Rekreation. Natur wird zur einer hantierbaren Masse erklärt, die verfügbar ist, wenn man sie nur richtig verwaltet.

Eine emanzipatorische Politik, die Herrschaft kritisieren will, darf diese Form der Entsubjektivierung nicht fortschreiben, solange sie doch nur biologisch andere Wesen bezeichnet. Werden Tiere nicht in ihrem Subjektsein und Natur nicht als komplexeste Entität verstanden, die nicht irgendwo geistig und definitionstechnisch eingrenzbar wären ( – ein  Privileg, das ein menschliches Ideal für sich selbst ausspart als sich selbst vorzubehaltendes Eigenrecht), dann bleibt auch die linke Ökologie erkenntnislos über ihre eigene Gewalt, ihr eigenes Gewaltdenken, ganz einfach was das eigene Weltbild angelangt, mit dem Sprung dahingehend, was das Bild von „der Natur“ als Sein und Gegenüber-Sein, als Entität/en anbetrifft.

Ja, wir brauchen andere und mehr Worte, andere und mehr Begriffe. „Umwelt“ – das, was den Menschen umgibt – hält am Bild des Zentrums fest, als müsse es ein Zentrum geben, als ginge Bezüglichkeit nicht, als wäre nicht sowieso alles ein „Netzdenken“, eine Koexistenz und ein koexistentes Denken. „Ökologie“ – abgeleitet vom griechischen oikos, das Haus, die Umgebung – trägt eben diese Logik in sich. Das um „den Menschen“ herum, über das er verfügt, über das er spricht, das er letztendlich bestimmt – soweit er das eben kann. Keine Frage der sensiblen und reflektiven Bezugnahme zu den Tieren und zu den Pflanzen. Und wenn diese stattfindet, dass symbolhaft, verschlüsselt und im Sinnhaften instrumentalisierend. Aber nicht einfach das andere sehen als ein Sein in sich selbst. Dabei ist es eine so einfache Entscheidung, eine so einfache Frage der Perspektivität und der Positionswahl hier einen gerechten und neuen Blick einzunehmen.

In unserer Messel group sprechen wir von Mitwelt, ganz einfach weil wir uns als Mitlebende/Mitseiende verstehen. Wir sprechen insofern auch von einer Mitweltethik, weil Herrschafts- und Emanzipationskritik, die in destruktiver Form priorisierend und exkludierend ist, nicht vollständig sein kann: so schwer es scheint aus einem eher „utilitaristischen Abwägen“ auszusteigen, halten wir es doch für wichtig, Realität nicht einfach irgendeiner ethischen Regelhaftigkeit unterzuordnen, sondern stattdessen in Wechselseitigkeit aus der Lebensrealität aller zu lernen, gegenseitig und miteinander. Waldschutz ist auch Waldwissen, und es ist wichtig anzuerkennen, was der Wald für sich selbst weiß und dieses gemeinsame Leben, was den Wald ausmacht, nicht unter engsinnige Begriffe und Nutzbarkeitsrationalität zu ordnen. Waldschutz, der auf Vernichtung basiert, ist kein Schutz. Er ist eine Fortsetzung der Zerstörung mit anderen Mitteln.

Unser Kritikpunkt setzt sich zusammen aus folgenden Teilaspekten, in der Übersicht:

  1. Waldschutz als Fortsetzung der Zerstörung
    – Zerstören → Beklagen → Regulieren → wieder Zerstören
    – Faunazid und Ökozid als „Forstmaßnahme“
  2. Kritik am menschlichen Primat
    – Mensch als Kollektiv/Herrschaftsprinzip
    – Wald nicht verstanden als komplexes Gegenüber
    – alles reduziert auf Rohstoff und Ressource
  3. Kritik an der Linken
    – Reproduktion derselben Logik
    – Umwelt/Ökologie vs. Mitwelt
    – Naturwissenschaftliche Habhaftmachung vs. konservative Schöpfungsvorstellung: gleicher Kern
  4. Subjektstatus von Tieren und Natur
    – Entsubjektivierung als Gewaltform
    – Emanzipationskritik, die Tiere und Natur nicht einschließt, bleibt blind
  5. Begriffskritik
    – Umwelt als Zentrierung des Menschen
    – Ökologie als Oikos/Haushalt: der Mensch bestimmt über das Haus
    – Notwendigkeit von Mitwelt / Mitweltethik
  6. Schlussfolgernd
    – Waldschutz als Waldwissen
    – Perspektive der Koexistenz
    – Schutz, der auf Vernichtung basiert, ist keiner

Waldschutz als Fortschreibung der Zerstörung – Kurzfassung

Waldschutz heißt heute: erst zerstören, dann jammern, dann regulieren – indem man erneut zerstört. Wild wird erschossen, Wälder werden verwaltet, Natur zur Masse erklärt, die sich dem menschlichen Primat fügen soll. Auch Linke Bewegungen sind davon nicht frei. Auch sie sprechen von „Umwelt“ und „Ökologie“, als ginge es um eine Kulisse für den Menschen. Tiere und Wälder bleiben Objekte im großen System der Selbsterhaltung. Doch Emanzipation ohne Tiere, ohne Natur als Subjekte, bleibt unvollständig. Wir brauchen neue Worte: Mitwelt statt Umwelt, Mitweltethik statt Nutzbarkeitsrationalität. Nicht Kompensation und Kontrolle, sondern Koexistenz und gegenseitiges Lernen. Waldschutz ist Waldwissen. Und Waldschutz, der auf Vernichtung basiert, ist keiner.

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