Disability Arts und Tierrechtsaktivismus

 

—-Arts by Pegi—–

Bildzeichen, lilabläulich und lilarötlich. Pegi, zum Themenkomplex: Abstraktion und in der Mitte des Universums, die Tiere.

Antispe Ability 2025 / 1, S. 12.

Disability Arts und Tierrechtsaktivismus

Gerade die > „spektakuläre Art“ (Kunst mit einem Element des Spektakels) der „Kunstgenerierung“ bedient sich, als zuverlässiger Bestandteil der zeitgenössischen Kunst, routiniert speziesistischer und tierobjektifizierender Aktionen, und dabei der Ästhetisierung von Ideen, von Prozessen und Materialien, die tierliche Individuen offen entwürdigen. Speziesismus wird sozusagen ästhetisiert, zumindest ist das der Versuch solcher Unterfangen.

Die Kunst liegt dabei in einer Darbietung einer entwürdigenden Haltung gegenüber Tierlichkeit, die Künstler, Kunstbetrieb und Publikum miteinander zum Bestandteil ihres kulturellen Selbstverständnisses erklären.

Der Nebeneffekt, neben der Herabwürdigung von Tieren und Tierlichkeit ist, dass tierrechtsaffine Menschen darauf in unterschiedlicher Weise reagieren – entweder, zumindest in ihren persönlichen Meinungen oder eben in einem offen artikulierten Protest:

Einige Aktivisten bemühen sich darum, etwas gegen speziesistische Ausdrucksweisen in der Kunst zu tun, andere wiederum neigen dazu, diese Form von Speziesismus und Tierobjektifizierung in ihrer offenen Kritik eher auszublenden, weil sie sich vielleicht keine Blöße geben wollen und als kunstfeindlich oder als dem Problem gegenüber hilflos erscheinen wollen.

Das Thema > Kunst und Speziesismus > wird bislang in der Tierrechtsbewegung im Großen und Ganzen zum gegenwärtigen Zeitpunkt vernachlässigt, obgleich Menschen immer wieder protestieren, wenn irgendwo besonders voyeuristisch-grausame Aktionen als Kunst geplant sind oder gerade stattfinden.

Auch die vegane Bewegung formuliert bislang nicht eindeutig eine offene Position, die sich spezifisch gegen eine Instrumentalisierung von Tieren, tierlichen Körpern, Tierkörperteilen und deren Derivaten im Kunst- und kreativen Bereich richtet, dabei werden seitens von Sektoren speziesistischer Kunst- und Kreativarbeitender typischerweise explizit speziesistische Argumente angeführt, die die von ihnen angewandte Instrumentalisierung von allem Tierlichen als eine Art Sonderfall rechtfertigen sollen oder wollen.

Die Mainstream-Tierrechtsbewegung indes, kann soweit zwar vorweisen, antispeziesistische Kunst aus ihren Reihen vorzustellen, die sich vermutlich auch speziesistischer Kunst entgegenstellen will, aber: kaum jemand redet über Speziesismus in der Kunst.

Dabei ist es wichtig, die Psychologie, die hinter der Verbindung von Kultur und Speziesismus steht, genauer zu analysieren, um zu verstehen, wie die Gesellschaft oder Teile dieser versuchen, Tierobjektifizierung über dieses Vehikel zu einer Kernidee menschlicher Ausdrucksweisen werden zu lassen: im Wesentlichen allein als ein Prozess von Idee und Ästhetik.

Unser gemeinsames Vorläuferprojekt zu Antispe Ability befasste sich mit > Tierrechtsaktivismus, Behindertsein, Sichtbarkeit und respektive mit Unsichtbarkeit. Im E-Reader: Gruppe Messel, Jahrgang 6, Nr. 3, 2024,

https://d-nb.info/1323615423 [05.04.25], schilderten wir in dem Heft mit dem Titel: Antispeziesismus und Kunst: zu Demarkationslinien, Probleme, denen wir gegenwärtig in der Herangehensweise an tierrechtsaktivistische Kunst begegnen.

Statt Speziesismus in der Kunst auszublenden, was für uns nicht in Frage käme, oder aber tierrechtsaffirmative Kunst stilistisch an bestimmte und von vielen favorisierten Formensprachen gekoppelt wissen zu wollen, begehen wir in kreativer Art und Weise einen Weg, der

> die Idee der Idee entgegensetzt.

Speziesismus und Tierobjektifizierung fangen im Denken an und demgemäß setzen wir all diesem Denken ein anderes Denken gegenüber, das wir über Kunst – und dabei auch über unser Verständnis von schöpferischer Kommunikation – zum Ausdruck bringen.

Im Zuge dessen, dass wir unsere Herangehensweisen an Disability Arts besser lernen zu artikulieren und als Aktivismusform zu praktizieren, fällt uns vor diesem Hintergrund betrachtet aber auch auf, wie eine enge Auffassung davon, wie man seinen Aktivismus, und im spezifischen seine Tierrechtskunst betreibt, auch unseren ableismuskritischen Auffassungen entgegenzustehen scheint.

Das Feld auf dem ein Problem verhandelt wird, erscheint oder aber auch unsichtbar gemacht wird, erweist sich als ein Raum, der stark von able-bodiedness vorbestimmt ist.

Was jetzt unseren Bereich der Disability Arts anbetrifft, schalten wir ganz ohne Problem einfach für uns selbst erstmal alle Filter weg, und stürzen uns direkt hinein in das eigene Unterfangen:

  • Wir möchten auf der Ideenebene eine entgegengesetzte Sprache der Kunst der speziesistischen Kunst entgegenstellen
  • und möchten damit ausdrücken, dass Tiere und Tierthemen für uns nie Sonderthemen sind, die in einer abgegrenzten Weise erscheinen müssen. Alles, was man abbildet, ist immer im Bezug auf das Ganze zu deklinieren. Und sei es auch die Formensprache selbst, die man wählt.
  • Ich muss nicht zwingend einen Sonderraum schaffen, wenn mein Anspruch bereits einen besonderen Raum politisch bildet, der sich abgrenzt zur speziesistischen Normalität.
  • Alles in der Welt bezieht sich für uns auf einen Fokussierpunkt, der Tiere stets und in allen Belangen immer mit in der Mitte des Raumes ansiedelt. Und dabei beinhaltet ein > philosophischer Ausdruck in einer abstrakten Form nunmal auch die Dimensionen von Tierdenken und Tierphilosophien für uns. Wir springen also direkt voraus in ein post-anthropozänes Denken.

2 Antijagd Tracks: Da wir, wie Ihr wisst, uns auch mit Textlyrik und Punk befassen, haben wir inzwischen auch Kreatives in Sachen Tierrechtspunk, genauer zum Thema Antijagd, geschaffen. Pegi hat den Text für Antijagd 2.0 und 3.2 verfasst. Diese beiden Tracks könnt Ihr hier hören:

Totenglocke – Antijagd 3.2

https://hiesl.bandcamp.com/track/antijagd-32

Totenglocke – Antijagd 2

https://hiesl.bandcamp.com/track/antijagd-2

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt versuchen wir die verschiedenen großen Tierrechtsthemenkomplexe stärker miteinander zu verbinden in unserem Aktivismus. Wichtig sind uns dabei die Wege, wie man sich einbringen kann, um seine Gedanken und seine Meinungen und Standpunkte zu artikulieren. Genau wie bei anderen Themen, bei denen wir uns als Bürger einbringen, ist es immer wichtig, selbstständig zu denken und auf sein Recht zu bestehen, eigene Meinungen im öffentlichen Raum abbilden zu können.

Bei Schwerstbehinderungen nimmt das Umfeld oftmals den Anspruch auf Partizipation und Eigenständigkeit im Meinungsausdruck von einem, in extremer ableistischer Weise weniger wahr. Vor allem auch, wenn beHinderungen und Barrierethemen Sprache und Kommunikation beinhalten und ungerechterweise zum Ableismushindernis werden. Viele Aktivisten mit Schwerstbehinderungen werden auf etlichen, auch indirekten Wegen unsichtbar gemacht und Teilhabe bleibt oftmals eine Einbahnstraße, weil Rahmen eng gesteckt werden, kreative Einbringung zu wenig individuell sein soll und so weiter und so fort.

Disability Arts sind genau das Vehikel, mit dem wir Anti-Ableismus mit anderen aktivistischen Themen zusammenbringen können, weil Disability Arts den Anspruch auf Raumschaffung in kreativster Weise beinhaltet.

Da, wo wir unsere kreativen Werke einbringen, sprengen wir die alten Rahmen. Und, keiner sollte das vergessen: wir müssen uns nicht einordnen lassen in ein Kunstgenre – außer jemand will das so für sich selbst – weil Disability Arts auch die Veränderung sozialer Ideen in der Kreativität beinhalten kann.

Kunst ist dann nicht mehr vermarktbares Betrachtungsobjekt, sondern Kunst wird Alltagsprache und eine echte Erweiterung von Begrifflichkeit/en.

Viele von uns wollen sich nicht ausschließlich in Ausdrucksformen pressen und pressen lassen, die von Able-Bodied Menschen nicht nur formell, sondern auch inhaltlich schon total verengt sind: weil geprägt durch Konsense, die Andersartiges schlucken und keine grundsätzlichen Shifts dadurch überhaupt mehr zulassen.

Wir persönlich glauben, dass gerade eine veränderte Form in den Kommunikationsmodi, in Formen des Austausches und in Wegen, wie Ideen entwickelt werden, fehlerhaften Denkweisen ein korrektiv entgegenzusetzen vermag.

Die Machart, das „Wie“ und die Zielsetzung können in ihren Möglichkeiten genutzt werden, die sich in der „normalen“ zeitgenössischen Kunst nicht zu etablieren vermögen würden.

Dort werden Prinzipien gepflegt, die eben genau solche Macharten und dabei Formensprachen begünstigen, die tierobjektifizierende Spektakel, gutheißen und im Mindesten tolerieren.

Wir müssen diese Art der Denkweisen konfrontierten, aber nicht mit irgendeiner Art von Kitsch und Verkitschung, sondern damit, dass wir über schöpferische Mittel zeigen, dass Tiere den post-anthropozänen ethischen Mittelpunkt bilden > zum einen in Anbetracht des verheerenden Unrechts, das ihnen geschieht, zum andern, hat es ja einen Grund, warum das Tierliche im Mittelpunkt negiert wird, und der Mensch stattdessen das einzige denkende Wesen darstellen soll.

Abschließend aus einer Lister über Formen von Tierhass:

Tierobjektifizierung und Spektakel

Die Zurschaustellung einer tierobjektifizierenden Handlung in der verletzt oder getötet wird, um Betrachter zu desensibilisieren – als Lektion ‚menschlicher Macht‘.

Punkt 6 aus „Bausteine einer Liste über Formen des Tierhasses und verschiedener tierobjektifizierender Spezifika“, in E-Reader: Gruppe Messel, Jahrgang 4, Nr. 6, 2022, https://d-nb.info/1263555683/34 [05.04.2025]

 

 

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