Menschliche Eigenidentität in ihrer moralischen Bedeutung oder individuelle Eigenidentität in ihrer ethischen Bezogenheit auf ‚Dritte‘
Gita Yegane Arani
Ein wesentlicher Aspekt, mit dem die Verallgemeinerung ‚Mensch‘ arbeitet, ist der menschliche Objektivitätsanspruch. Auf der einen Seite steht die subjektive Erfahrung einer möglichen relativen Objektivität, die jedes Lebewesen teilt, und auf der anderen Seite wird Objektivität mit dem kollektiven Interesse von Menschen verwechselt, oder als Idee bewusst ausgetauscht.
Es gibt eine Vorstellung darüber, was ‚menschlich‘ ist und was nicht. Dem Gedanken der ‚Menschlichkeit‘ wird eine ethisch-moralische Bedeutung zugeordnet. ‚Menschlich‘ ist im ganzen genommen das, was ‚den Menschen‘ von ‚den Tieren‘ unterscheidet. Bei dieser primären Abgrenzung wird ein Unterschied gemacht, der an anderer Stelle dann häufig wieder negiert wird. Normal dann, wenn man die Vorstellung über Funktionen des Menschen als einen integralen biologischen Organismus betonen will, in der die geschaffene Rechtslosigkeit oder Entrechtung der anderen Tier-Individuen als Naturzustand erklärt wird, und das Recht auf Rechte, im Gegenzug zur Beanspruchung ethischer Eigenverantwortlichkeit, in Hinsicht auf ‚Dritte‘ durch speziesistische Prinzipien ersetzt wird.
Die Bedeutung dessen, was ein Mensch ist, ist für jedes menschliche Individuum relativ verschieden. In den letzten paar Jahrhunderten und auch schon lange davor gingen die grundlegenden ethischen Ideale und philosophischen Modelle von dem Menschen als zur Objektivität befähigten Wesen aus – ein „Objektivitätswesen“ – sowohl in seiner Funktion innerhalb einer gesellschaftlichen Gott-Mensch- oder König-Mensch-Hierarchie, oder in einer egalitären Gesellschaft als das gleichwertige Mitglied; dadurch gleichwertig weil es in seinem Eigenstatus als Person geschützt wird.
Traurigerweise war die menschliche Objektivität aber immer so angelegt, das sie sich innerhalb eines definierten Rahmens abspielte und auch abspielen musste, und letztendlich bewegt sie sich im Zeitalter der Naturwissenschaften auch immernoch in diesem einen Rahmen: Objektiv ist, was ein durch den Menschen erklärter Parameter als Objektivität zulässt.
Der eigene Objektivitätsrahmen ergibt sich aus dem zwischen menschlicher Eigenobjektivität und dem Reellen liegenden. Der Bezug auf das Reelle, das außerhalb des Menschen liegt, wird zum Rahmen, indem eine Eingebundenheit allein aufgrund der phänomenologischen Beziehung hergestellt wird.
Objektivität im Rahmen menschlicher Sichtweisen funktioniert als Allmachtsanspruch. Indem die Kriterien, mit denen gemessen wird, immer ausschließlich auf das Selbst bezogene sind, bleibt die zur umfassenderen Objektivität notwendige Abstrahierung im mindesten ohne Relevanz.
Welche Parameter wurden innerhalb der Kulturen angelegt? Alle Parameter, die bestimmen was objektiv ist, beziehen sich immer zurück auf den Menschen. Das Ideal des Menschen bleibt in seiner Objektivität letztendlich immer ein perspektivisch auf sich selbst bezogenes. Maßstäbe die zu der inneren Stabilität des Objektivitätsanspruches aufgestellt werden, werden nach außen, auf das was sich außerhalb des Rahmens befindet, nicht angewendet. Es gibt ein fixiertes System von Kriterien.
Der Mensch entwirft und schafft materielles Gut, dessen objektive Bedeutung er quasi parallel mit einem bewusstseinshierarchischen Gedanken verknüpft. Die Schaffung des Interessensrahmens ist der weitere Parallellauf dazu, innerhalb dessen das eigene Wertesystem als einziges Lebensrecht erhält. Ein qualitativ einzigartiges Lebensrecht wird materiell schein-abgesichert. Der ‚objektive‘ Rahmen dazu ist letztendlich der eigene Bedeutungswert.
Ein funktionierendes Gegenmodell zur Objektivität – oder eher dem Objektivitätsanspruch – als Vernunftskriterium, wäre ein empirisch aufbauender rechtstheorietischer Parameter. Ein Gedankenmodell oder eine Handlung ist mit dem konkreten Umstand zu vereinbaren, mit Ursachen und Folgen, unter ethischen Kriterien. Vor allen Dingen würde mit Implikation einer Obektivitätsrelativität die Frage über Motivation bei einer handelnden Instanz einen kausalen Faktor spielen.
Pic by Farangis Yegane – at the time of the first publication of this text at http://www.philozoe.com/. ‚Morals and Objectivity‘, Gita Yegane Arani, Palang y Latif, 2001.