Versuch einer neuen Reihe > Tierrechte und Punk > Antispe-Punk oder Tierrechtspunk in Textform
Das Universum selbst ist eine Fußnote speziesistischer Hybris: Die Fledermaus
Mal darauf achten, wer mit speziesistischen Takes am unterminieren von Antispeziesismus ist, und wie solche Takes von andern mitgetragen werden. Right here, wie fast überall. Die Normalisierer wissen, wie sie ihren Status Quo geschickt zu normalisieren haben. Übel, übel.
Ozzy Osbourne (als Mensch und repräsentatives Phänomen) und seine Königsmacher speziesistisch-mythologischen Blendwerks
Das Universum selbst ist eine Fußnote speziesistischer Hybris: Die Fledermaus
Sie hatte Flügel. Sie wollte fliegen, nicht Teil einer „Legende“ sein. Sie kannte keine Bühne, keine Gitarre, keine Performance. Sie war lebendig. Ihr Körper war klein, ihre Sinne weit. Sie lebte in Frequenzen, die wir nicht hören, in Räumen, die wir nicht betreten können. Die Menschen, die blind für alles sind, was sie nicht benennen können, erklären sie zu einer weiteren Nebensache. Zur Randfigur eines Schauspiels, das seine eigene Bedeutung mit dem Blut der sich Unterscheidenden bemalt.
In großen Wahrheitskontexten wirken Menschen mikroskopisch, neben der Tiefe nichtmenschlichen Lebens. Die von Menschen hierarchisch als „niedere“ Tiere kategorisierten Tiere, wie die Fledermäuse, führen Daseinsweisen, die nicht messbar sind in unseren limitierenden Begriffen von Intelligenz oder Würde – mit weitaus mehr Sinn, mehr Komplexität, als unsere Begriffe fassen können oder/und vermutlich wollen > ganz einfach weil sie Teil dieser Welt sind und als Teil dieser realen Welt, egal was Menschen an Hierarchie konzipieren, durchsetzen, herrscht über sie nur das Gesetz, das sie sich selbst suchen und schaffen. Kein Mensch kann ein Tier fassen.
Was jener Teil des Homo Sapiens als unwissende, determinierbare Wesen betrachtet, ist älter, wacher, feiner gestimmt als unser gesamtes moralisches Vokabular. Dass Menschen diese Wesen töten aus ihrem Kalkül, ist Herrschsucht. Und hier nun im Falle von Ozzy und seinen Fans: Ein kleines Tier wurde zum Symbol gemacht, um ein menschliches Ego darauf zu errichten. Die Maus starb nicht, um etwas zu bedeuten. Sie starb, weil jemand auffallen wollte. Weil viele zuschauten. Weil alle mitmachen und niemand stoppt.
Ihr Tod war kein Zufall, keine Anekdote, keine Metapher. Er war ein Akt. Und bleibt ein Zeugnis. Nicht über sie. Sondern über genau das, worauf diese Art Menschen ihr Ego errichten.
Ein Eintrag für unser Speziesisten-Lexikon:
Fledermausmordende-Götzen, die (männlich, im Satanismus-Kostüm, pseudomythisch, große Gefolgschaft sich sichernd). Substantiv – Popkulturelles Gebilde, speziesistische Gewalt unter dem Vorwand einer an irgendeine Jugendlichkeit gebundene Rebellion verherrlichend. Bezeichnung für eine archetypische Bühnenfigur des spätmodernen Patriarchats, deren subkultureller Nimbus auf der kalkulierten Vernichtung eines nicht-menschlichen Lebewesens beruht.
Der sogenannte Fledermausmordende-Götze inszeniert sich als Grenzgänger, teils Schockkünstler oder spirituell verstrahlter Outlaw, dem „die Konventionen der Gesellschaft“ zu eng wurden – weswegen er sich stattdessen an körperlich schwächeren Wesen vergeht, um ein Publikum zu beeindrucken, das genau weiß, dass es sich dabei um einen kalkulierten Nicht-Tabubruch handelt – aber man gaukelt sich vor, dass es überraschend sein solle, dass die Mehrheit, das unterhaltsam findet.
Die Fledermaus, zentrales Opfer und Symbol dieser, von der Fangemeinschaft heroisierten, über das Gemeinsame selbst geschaffenen „Legende“, wurde real getötet, so in der Programmatik des Götzen-Speziesismus, der mit Tierkörpern operiert, seinen „zuverlässigen Platz“ an tierlichen Opferkörpern einnehmend.
Die Fledermaus, sie starb für die Inszenierung eines organisch-kulturellen Gebildes, einen speziesistischen Mob, der sich um irgendein gehyptes Musikgenre herumwindet, das solch eine Ikonografie befördert. Der angebliche „Zufall“ (Mythos im Kleingedruckten Stufe 1) wurde ergänzt durch gezielte Taubentötung und Haustiertötungen (Mythos-Stufe 2: „Er war einfach unberechenbar.“), so dass sich schließlich das gewünschte Gesamtbild des medial kompatiblen Sadismus ergab, das man hier mit Begriffen wie „Legende“ oder „Rock-Ikone“ verzierte.
Typische Merkmale dieses Götzen:
- Trägt seine Pose wie eine Dornenkrone aus Plüsch.
- Behauptet, gegen „das System“ zu sein, wiederholt aber seine grausamsten Grundannahmen. Erzeugt Schock statt Wandel, Spektakel statt Substanz; Stumpfheit als Privileg.
- Wird geliebt, weil er lebte – und andere dafür aber zu sterben hatten.
- In queer-feministischer Perspektive stellt dieser Götze einen aus einer Reihe „besonderer“ kollektiviert-männlicher Selbstermächtigung dar, die sich über den Körper des Anderen legitimiert – seien es die nichtmenschlichen Tiere, die nicht kollaborierenden menschlichen Individuen, das Abweichende, das den Speziesismus bekämpft: Der Schmerz und die Unterdrückung der Abweichung werden zur Bühne, das Opfer selbst zur Staffage. Die Macht bleibt in bestimmter, wenn auch gestisch variabler bestimmter Weise männlich phallisch konnotiert, durch kompatibles Weiblich-Konnotiertes mitgetragen, die Ästhetik soll Dunkelheit suggerieren, deren obligatorische Blutsymbolik muss, für deren Machtrituale, echtes Blut aus Verletzung und der Versehrung eines ausgegrenzten Wesens, welches in deren Hierarchien untergeordnet wird, beinhalten.
Nichts, aber auch garnichts wäre hier zu verwechseln mit: echtem Widerstand.
Verwandte Begriffe: Satanismus als Verkaufsargument, Kultursadismus, Tierverachtung in der Rockkultur, Gewaltkonsum als PR-Konzept; Verwandt: „Rebellion™“, „alles außer bestimmte Menschen sind Randfiguren“, „Eigeninszenierungen die Mord beinhalten“.
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Der bewunderte Mann, der der Fledermaus den Kopf abbiss. Ein Tier stirbt, und die herrschende, dominierten zeitgenössische Kultur ruft: Encore.
Ein Tier stirbt auf einer Bühne. Der Mann, der es tötet, ist berühmt, aber hier manifestiert sich seine Funktion. Seine Geschichte macht den Tod des Tiers zur besonderen Fußnote bleibt – dekorativ, ikonisch, beinahe charmant, Exzentriker, die durchdrehen, schockieren sollten, sich als „unbequeme Hofnarren einer konservativen Zeit“ vermarkten können.
Aber das Tier? Ein Körper, der bebte. Ein Mund, der zubiss. Ein Publikum, das lachte. Keine Pointe. Nur ein Exempel.
Was folgt, ist ein hypokritisches halbherziges Spektakel aus Entschuldigungen. „Er wusste es nicht. Es war doch nur ein Scherz. Das war eben damals so.“ Und plötzlich ist die Bühne wieder sauber. Die Gewalt wurde „kontextualisiert“. Das Tier: umgedeutet zum Accessoire des Wahnsinns von irgendwelchen Menschen, zum tragikomischen Requisit für sie. Aber niemand fragt, was diese Szene über uns sagt.
Denn dieser eine Moment – ein Tier, das stirbt, weil ein Mensch eine Legende haben will – ist kein Ausrutscher. Er ist die Essenz eines Kulturbetriebs, der sich am Schmerz des Anderen nährt, solange dieses Andere, sich Unterscheidende, Verschiedenartige nicht zu den Menschen gehört. Je tiefer man blickt, desto klarer wird: Dass ein Tier im falschen Moment an der falschen Stelle erschien war nicht der Skandal – „Pech, wenn Du als Tier unter uns Menschen auftauchst aus irgendeinem Grund“. Der Skandal war, dass so viele lachten.
Was ist ein Rebell, der Katzen tötet? Was ist ein Außenseiter, der Tauben zerbeißt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Was ist ein König, wenn seine Krone aus Kadavern besteht? Man nennt es „schockierend“. Aber es ist nur alt. Die Pose des Wahnsinns, das verkehrende Spiel mit dem „Satanischen“ – alles trägt die Spuren jener Ordnung, die vorgibt, gebrochen zu sein, aber sich in Wahrheit nur selbst reinszeniert. Die Gewalt gegen Tiere ist nicht transgressiv.
Sie ist Konvention.
Im kulturellen Satanismus, wie ihn Black Sabbath vermarktet hat, taucht das Tier immer wieder auf: als Dämon, als Sündenbock, als Opfer. Satan wird zum Tier gemacht – beides weiterhin als Wechselspiel der Verachtung, die zur dominierten „Macht des Bösen“ verdreht wird, das Tier wird zum komplizenhaften verwertbaren Bösen, das Böse zum Fremden – und das Fremde zum Ziel. Es ist ein alter banaler Zaubertrick. Der Mensch nennt sich moralisch, indem er das Tier dämonisiert, und hier der Twist hin-und-her zwischen irgendwelchen sinnlosen Polen, die zu einer sinnlosen Machtausübung nützlich scheinen. Und wer sich dann öffentlich über das Tier erhebt – es tötet, es verspottet, es schlachtet in Bild und Tat – wird zum Helden eines Narrativs, das sich als Anti-Erzählung tarnt, aber nichts anderes ist, als die alte Geschichte vom guten Recht der Stärkeren, von der Macht des Überlebens, das zerstört.
Diese Worte hier richten sich nicht an jene, die sich mit dieser Gewalt identifizieren. Sie richten sich an jene, die sich fragen, warum diese Gewalt immer wieder unter Applaus geschieht. Diese Worte hier richten sich an die, die merken, dass es einen Unterschied gibt zwischen echter Rebellion – und dem Entertainmentwert eines kalkulierten Pseudo-Tabubruchs, auf Kosten derer, die nicht und niemals zurückschlagen.
Ein Tier stirbt. Ein Mann wird reich. Und Millionen nennen es Popgeschichte. Wir nennen es, was es ist: Ein verzweifelt konservatives Herrschaftsritual der für das 21. Jahrhundert typischen Anthropolekte.
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