Sprechemanzipation (1)

 

(Korrektur 11.12.23)

Sprechemanzipation

A.) UK – sollte, so finden wir, deren User nicht ausschließlich an einzelne normative Sprachsysteme binden, sondern Sprache, Ausdruck und Kommunikation sollten unserer Meinung nach intuitiv sein können und “dürfen” und Sprache als “freies Kulturgebilde” anerkannt werden, im Sinne von “Kommunikation als solcher” – weg vom Baukastensystem der Linguistik, das zu einer Daumenschraube am System Sprache werden kann – was eigentlich überhaupt nicht sein muss, wenn wir uns Sprach- und Sprachenvielfalt und Sprechverhalten an sich anschauen.

B.) Warum “Einfache Sprache” Vorteile aber auch Nachteile für User dieser Kommunikationsebene hat > wir hatten hier bereits kurz das Thema “Pitfalls” (also Abgründe), die bei leichter Sprache in Erscheinung treten können, ansatzweise und spontan thematisiert:

https://simorgh.de/disablismus/leichte-sprache-als-kommunikationsschablone/

C.) warum der eigene Ausdruck Sprache ist, wenn Musik und Kunst auch Sprache sein dürfen und sind.

Umfassender Ausdruck

Immediate expression – unmittelbarer Ausdruck: weshalb nicht nur Sprachsysteme, die als solche erkannt, benannt und definiert werden, Sprachkomplexität umfassen, sondern auch Sprache als freies Kommunikationsprinzip betrachtet und anerkannt werden kann, wenn die Bereitschaft bei Individuen (und somit in der breiten allgemeinen Gesellschaft) dazu gegeben ist.

Ein Rahmen freier vollständig komplexer Kommunikation schließt das erlernen unterschiedlicher Sprach- oder Sprechsysteme nicht aus. So kann man MINSPEAK, semantische Verdichtung/semantic compaction erlernen und anwenden, ohne dass dies weitere Sprech- und Kommunikationsoptionen ausschließt.

Zurück zur Sprechemanzipation auf der unmittelbar stimmlichen Ebene:

Uns bekümmert das Gefühl und das Erlebnis von – wir nennen es mal: “Sprachscham”. Die Annahme, das Sprache – als praktizierte und gedachte Kommunikation – baukastenartig und in bestimmter Weise zu funktionieren hat, bringt teilweise mit sich, dass manche Leute meinen, dass, wenn Kommunikation als freies Medium betrachtet wird, es sich überhaupt nicht um “Sprache” handle, sondern die Auffassung mancher schließt Sprachfreiheit als gültige Kommunikationsform in sonderbarer Weise aus.

(Man muss sich anschauen, was die Gründe dafür darstellen. Eine Anführung eines Scheingrundes wie, dass Kommunikation zu 100% inhaltlich deckungsgleich zwischen den Kommunizierenden sei und sein müsse, erscheint vollkommen unrichtig und nicht zielführend um Sprachkomplexität und Kommunikationspraxis zu erfassen.)

Warum Menschen einen Unterschied machen, wann Kommunikation freier sein darf, und wann Kommunikation sich welcher Systeme und warum auch immer bedienen darf, können wir selbstverständlich nicht beantworten. Klar ist nur, dass das Denken über Sprache und Sprachpraxis ein diskriminatorisches Moment beinhalten kann.

Beobachtung:

Da Sprache in der Regel kein freies Kommunikationsmedium in der kommunikativen Praxis unter Menschen darstellt, kann das eigene Kommunizieren mit einem Erlebnis von Scham behaftet sein.

So ist oftmals die eigene Stimmlichkeit zu erleben und zum Ausdruck zu bringen, nicht so sehr an Probleme gehaftet, die sich mit einer klassischen funktionalen Stimmbildung beheben lassen würden, sondern vielmehr müssen soziale Kontexte etabliert werden, in denen der eigenen Ausdruck anerkannt und mitgestaltend in seiner Wirkung geachtet wird, usw.

Themen die an dieser Stelle sich anschließen würden sind:

– ein Weg von sog. “defizitären Herangehensweisen” (die sich auch wohlwollend und unabsichtlich aus soziologischen Kontexten ergeben können > wie teils im medizinischen Modell [1])

– und Kommunikationsfreiheit gegen Ableismus, in Hinsicht auf das Sprechen.

[1] Siehe dazu: Drei Modelle von Behinderung, Auszug aus einer allgemeinen Info der Vereinten Nationen > https://simorgh.de/disablismus/drei-modelle-von-behinderung-auszug-aus-un-info-zu-kommunikation/

 

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